Zuerst erschienen auf: https://www.noz.ch/olten-niederamt/detail/article/ein-garten-der-verbindet-00226205/
Am kommenden Sonntag, 14. Mai, wird in Aarburg im Park im Alten Friedhof der Religionsgarten eingeweiht. In diesem wurden Pflanzen gesetzt, welche in den Schriften des Judentums, Christentums und Islams Erwähnung finden. Das Projekt soll das friedliche Zusammenleben unter den Religionen fördern.
Aarburg Nachdem der neu gestaltete Park des Alten Friedhofs bereits im vergangenen Jahr eröffnet wurde, folgt nun am Muttertag der Religionsgarten; ein Projekt, welches von Markus Bill initiiert wurde: «Auf die Idee bin ich bereits im Sommer 2010 mittels eines Beitrags über den Bibelgarten in Gossau gestossen», erinnert sich Bill. Er – heute in Dulliken wohnhaft – lebte seinerzeit noch in der alten Gärtnerei direkt neben dem Park. «Die Anlage war damals ziemlich verwaist, weshalb ich auf die Gemeinde zuging und die Idee eines Bibelgartens einwarf, nachdem ich mich vertiefter mit dem Garten in Gossau auseinandergesetzt hatte.» Da die politischen Mühlen in Aarburg wie auch andernorts langsam mahlen, wurde erst 2019 ein Workshop über den weiteren Nutzen des Alten Friedhofs durchgeführt. «Die einen wollten einen grossen Spielplatz, andere die Familiengräber abreissen und einen Parkplatz hinstellen. Am Ende setzte sich aber der Grundsatz durch, dass auch die Ethik berücksichtigt werden muss.» Aber auch die Idee eines Bibelgartens, welche Bill vorschwebte, stiess nicht nur auf Begeisterung: Bei einem weiteren Workshop wurde entschieden, den Bibel- in einen Religionsgarten umzubenennen, in welchem nebst bekannten Pflanzen aus dem Christentum auch jene aus dem Judentum und dem Islam gepflanzt werden sollten. Bill haderte zuerst mit dem gefällten Entscheid, dass von seiner Ursprungsidee abgewichen wurde, kann heute aber feststellen: «Es ist eine Bereicherung. Wir haben Juden, Muslime und andere Religionen, die sich für den Garten interessieren und dadurch miteinander in den Dialog treten.» Der Garten lasse sich aber auch ohne religiösen Bezug geniessen: «Niemand muss beim Besuch ein Glaubensbekenntnis ablegen», schmunzelt Bill. «Es gibt viele Personen, welche vorbeischauen, weil sie einfach Freude an den Pflanzen haben – oder etwa auf ihrer Velotour eine Pause einlegen.»
Ein neues Bijou in Aarburg
Im Herbst 2021 begannen die Arbeiten zur Neugestaltung der Parkanlage, bei welchen nebst restaurierter Brunnen, neuer Wege und mehr mitunter acht Pflanzenbeete erstellt wurden. «Ein grosser Dank gilt der Stadt Aarburg, welche den Bau der Beete übernommen hat», so Bill. Ein Gärtnerteam hat sich in der Folge damit beschäftigt, welche Pflanzen in Aarburg überhaupt gedeihen können, ohne aber eine absolute Sicherheit zu haben, dass auch wirklich alles wächst. Nun wurden in den Beeten unter anderem Zierpflanzen wie Lilien und Tamariske, Gräser wie Blutgras oder Waldmarbel sowie Disteln, Feldfrüchte, Weizen und mehr gepflanzt. Selbst ein Beet für Wasserpflanzen mit Rohrkolben, Schilfrohr, Seerosen, etc. wurde erstellt. Sollte der Religionsgarten auf Anklang stossen, ist zudem in einer zweiten Phase der Bau von acht weiteren Beeten angedacht.
Etwas, das sich Markus Bill in der Parkanlage noch wünscht, ist eine WC-Anlage sowie eine Buvette: «Das würde das Organisieren von kleineren Anlässen in der Parkanlage erleichtern. Demnächst spannen wir vom Verein Religionsgarten beispielsweise mit dem Mozartweg zusammen, um einen gemeinsamen Anlass durchzuführen.» Und bereits jetzt zum Vormerken: Der Verein ist guter Dinge, dass im Jahr 2026 die internationale Bibelgartentagung in der Region Aarburg durchgeführt werden kann, die viele Besuchende aus dem Ausland anlocken würde. Zuerst aber steht einmal das Einweihungsfest am Muttertag an (siehe Infobox) und Markus Bill hofft auf ein zahlreiches, religionenübergreifendes Erscheinen.
David Annaheim