Die jüdische Religion
Das Judentum hat seine Wurzeln vor 4000 Jahren in Israel. Die jüdische Religion ist trotz völlig unterschiedlichen Lebensbedingungen der Gläubigen über zwei Jahrtausende in ihrem Kern konstant geblieben. Das liegt wohl daran, dass die Schrift im Zentrum steht. Die Heilige Schrift des Judentums, die jüdische Bibel, heisst TaNaCH (manchmal auch TeNaCH oder TaNAK geschrieben). Das Wort ist ein Akronym. T steht für Torah = Weisung, Lehre (Die 5 Bücher Moses); N für Nevi’im: Propheten und K für Ketuvim: Schriften.
Die schriftliche Torah (die 5 Bücher Moses) aber auch die mündliche Torah (Talmud) wurden nach jüdischem Verständnis beide dem Mose am Sinai übergeben. In der schriftlichen Torah werden an zwei Stellen die 10 Gebote übermittelt. Sie behandeln sowohl den Umgang mit Gott als auch den liebevollen, respektvollen Umgang der Menschen untereinander.
Die mündliche Torah, die in Notzeiten zum Teil niedergeschrieben wurde, enthält vielstimmige Interpretationen und Aktualisierungen der 5 Bücher Mose. Das macht die Schrift bis heute lebendig und die mündliche Tradition geht heute weiter.
In der Synagoge steht der Torahschrein mit der Heiligen Schrift (Torahrolle) im Zentrum des Gottesdienstes. Es wird auch gebetet.
Beim Betreten ihres Zuhauses berühren gläubige Juden die Mesusah, eine Schriftkapsel, die 22 Zeilen aus der Torah enthält. Der gläubige jüdische Mann legt beim Morgengebet und bei bestimmten Anlässen die Gebetsriemen auf Stirn, Arm und Hand an. Auch diese enthalten Torahversen.
Die religiösen Feste beruhen auf Erwähnungen in der Schrift oder auf Brauchtum. Sie werden sowohl in der Synagoge als auch daheim, mit Familie und Freunden begangen, aber immer in Gemeinschaft. Die Juden verstehen sich als Volk mit Verpflichtungen gegenüber Gott, ihrem Volk und der ganzen menschlichen Gemeinschaft. Schrift, Brauchtum und Gemeinschaft vermitteln ihnen Klarheit auf dem Lebensweg und Trost in schwierigen Zeiten.
Die christliche Religion
Das Christentum ist über 2000 Jahre alt und hat seinen Ursprung in Palästina. Das Christentum geht aus der jüdischen Religion hervor, denn Jesus, der am Anfang des christlichen Glaubens steht, ist im jüdischen Glauben aufgewachsen. Seine Lehre führt den Glauben Abrahams an den einen Gott, Schöpfer des Himmels und der Erde, fort.
Einige jüdische Propheten haben auf einen Messias hingewiesen. Die Christen glauben, dass es sich dabei um Jesus handelte.
Jesu Leben und Lehre konzentriert sich auf das Reich Gottes, welches nahe ist. Er motiviert die Menschen zur Umkehr, indem er ihnen ein neues Gebot aufzeigt, welches alle übrigen Gesetze in sich vereinigt. Es ist das dreifache Liebesgebot: Liebe Gott und deinen Nächsten wie dich selbst. (Lukas 10,27; 2.Mose 6,5; 3.Mose 19,18.)
Die wichtigsten christlichen Feste sind Weihnachten (Jesu Geburt) und Ostern (Auferstehung Christi). Durch seinen Tod hat Jesus den Menschen den Weg zur Auferstehung und zum ewigen Leben bei Gott gewiesen.
Jesu Leben und Lehre ist im Neuen Testament aufgezeichnet. Die christliche Lehre ist in den Glaubensbekenntnissen enthalten. Die einzelnen christlichen Konfessionen basieren auf unterschiedlichen Interpretationen des christlichen Glaubensgutes.
Die islamische Religion
Die islamische Religion, wie sie in der Offenbarung des Korans im siebten Jahrhundert im heutigen Saudi-Arabien in Mekka und Medina durch den Propheten Muhammad überliefert wurde, knüpft an die abrahamitischen Traditionen an und versteht sich als Ergänzung und Klarstellung. Die Stadt Mekka war damals eine bekannte Handelsmetropole und Pilgerstadt, die auch von christlichen, jüdischen und anderen Religionsanhängern rege besucht wurde.
Das Wort Islam bedeutet auf Arabisch Hingabe oder im religiösen Sinne Gottergebenheit. Somit ist eine muslimische Person eine Gottergebene. Im Koran, der konventionell auf Arabisch aus 604 Seiten besteht, wird dieser Begriff generell für Gläubige gebraucht, zum Beispiel für die Propheten wie Abraham (Koran 3:67, 22:78), oder deren Anhänger, etwa die Jünger Jesu (Koran 3:52, 5:111), um denselben Ursprung, nämlich den einen Gott und Seine Worte zu betonen. Dadurch sollen die Gläubigen aller Religionen näher zusammenrücken und sich nicht spalten (3:64) und dieselbe Basis im Blick behalten (2:62, 5:69).
Die Botschaft des Korans ermutigt die Menschen zu einem selbstkritischen, reflektierten Leben als Vorbereitung auf die Wiederbegegnung mit Gott am Tag des Gerichts, indem verschiedene Stufen der geistigen, emotionalen und spirituellen Entwicklung aufgegriffen werden. Diese sind mit einer gottergebenen Lebensweise der Achtsamkeit (Taqwa), spirituellen Ritualen sowie Ethik und Moral verbunden. Dadurch erstrebt die gläubige Seele unmittelbar auch ein allumfassendes erfülltes Leben im Hier und Jetzt. Der Gottglaube und die Gottesliebe gehen im Koran direkt mit der Menschenliebe bzw. dem Dienst am Menschen Hand in Hand, indem das sinngemässe Gebot für die Gläubigen gilt: Erweise Güte (Ihsân, Husn) an den Mitmenschen, handle rechtschaffen (‘amal sâlih) und sorge für eine selbstlose, gnädige, also eine vom ungesunden Teil des Egos befreite Verbesserung der individuellen, gemeinschaftlichen wie gesellschaftlichen Umstände (zakâh).
Der Islam ist heute vielerorts eng vermischt mit der lokalen Tradition des jeweiligen Landes, was einerseits die mögliche, breite Vielfalt aufzeigt, aber uns auch daran erinnert, zwischen traditioneller Kultur und religiöser Tradition zu unterscheiden. Die beiden grössten Feste Fastenbrechen- oder Zuckerfest (‘Idu-l-fitr) und Opferfest (‘Idu-l-adha) werden im Koran nicht erwähnt, jedoch von fast allen Muslim:innen weltweit gefeiert. Weitere Feste sind jeweils abhängig von den unterschiedlichen muslimischen Glaubensströmungen, von denen es über hundert gibt. Dadurch wohnt der islamischen Religion auch eine Kultur der Ambiguität inne.